In der Landschaft von Freckleben haben schon in
der Bronzezeit Menschen gesiedelt, wie die Funde von
Steinkistengräbern belegen, die auf die Zeit von 800 - 500 v. Chr.
datiert werden. Und die Besiedlung dieses Teils des Wippertals riss
anscheinend auch nicht ab. In der Völkerwanderungszeit kamen die
Warnen aus dem Norden in diese Flussniederung und gründeten eine
Siedlung, worauf der Ortsname Freckleben schließen lässt. Das
Grundwort „leben“, das von „leif“ abstammt, kennzeichnet die
ältesten Ortsnamen der Harzregion. Als Bestimmungsname wurde zumeist
ein Name, oftmals der des Gründers, hinzugefügt.
Schon die Karolinger müssen in Freckleben eine
Befestigungsanlage angelegt haben, denn im Umfeld der romanischen
Burg Freckleben befinden sich entsprechende Wallanlagen. Die
Entstehung der Befestigungsanlage ist bisher nicht vollständig
geklärt. Die Ausdehnung dieser ehemaligen Wallanlage war um ein
mehrfaches größer als die spätere mittelalterliche Burganlage.
Eine erste urkundliche
Erwähnung des Ortes 762 im Fuldaer Stiftungsbuch als „Frekenlevo“
bestätigt das hohe Alter des Ortes.
973 bestätigt Kaiser Otto II. einen Gütertausch zwischen Erzbischof
Adalbert von Magdeburg und Abt Werner von Fulda, in dem Adalbert
Freckleben erhält. Da Adelbert 981 in Freckleben starb, kann
angenommen werden, dass es zu jener Zeit dort schon einen
angemessenen und repräsentativen Adelssitz gab.

Für den Anfang des 12.
Jahrhunderts sind die Markgrafen der Nordmark aus dem Stadeschen
Geschlecht als Eigentümer der Burg verbrieft. Es ist anzunehmen,
dass die Burganlage zum Großteil in dieser Zeit entstand. Der
Baustil des noch heute teilweise erhaltenen Bergfrieds lässt diesen
Schluss zu. Bemerkenswert ist, dass der Turm in einer zweiten
Bauphase durch einen äußeren Mantel verstärkt wurde. Die in das alte
Befestigungswerk im 12./13. Jahrhundert eingefügte gemauerte Burg
wirkt als Kastell. Sie hat den Grundriss eines stumpfen Fünfecks
dessen Spitze nach Norden zeigt; die Fläche beträgt etwa 80 x 100 m.
Die gesamte Befestigungsanlage ist nach romanischem Schema erbaut.
Am höchsten Geländepunkt, in der Südwestecke der Anlage, befindet
sich ein 10 x 20m großer Wehrbau mit fast 3 m dicken Mauern, wovon
heute noch ein Geschoss erhalten ist. Benachbart davon, in der
westlichen Außenmauer, befindet sich ein mächtiger quadratischer
Bergfried von 22 m Höhe, der in halber Höhe in ein Achteck übergeht.
Heute bildet ein Achteck-Zeltdach den Turmabschluss. Die Burganlage
hatte einstmals sogar noch einen dritten großen runden Bergfried,
der um 1900 abgebrochen wurde. Nordwestlich der Kernburg befindet
sich eine große Hinterburganlage mit den Maßen 100 x 100 Meter.
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Burg Freckleben Burgbrunnen
Foto: Dr. D. Schünemann
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Es war eine mächtige Anlage,
die Burg Freckleben, was das Geschlecht der Herren von Stade wohl
veranlasste, einen Familienzweig als Grafen von Freckleben zu
bezeichnen. Aber lange existierte dieses Geschlecht nicht, denn der
letzte Vertreter der Stader, Graf Udo von Freckleben, wurde 1130 von
den Mannen Albrechts des Bären in Aschersleben erschlagen. Kaiser
Lothar III. zog die Herrschaft Freckleben als herrenloses Lehen ein
und vergab es als Reichslehen. Aus welchem Geschlecht die neuen
Herren von Freckleben stammten ist bisher ungeklärt, aber sie
nannten sich auch fortan Grafen von Freckleben. 1133 wurde ein
Rudolf und 1135 ein Eckerich und ein Otto von Freckleben urkundlich
genannt.
Die Herrschaft Freckleben
scheint eine gewisse regionale Bedeutung besessen zu haben, denn
1166 tauschte der Magdeburger Erzbischof Wichmann von Seeburg die
Herrschaft Freckleben bei Kaiser Friedrich Barbarossa gegen Güter am
Rhein ein. Bis 1296 wurde die Burg von Burggrafen verwaltet, der
letzte war Burggraf Walter V. von Arnstein. Die Herrschaft wurde
danach an verschiedene Adelsfamilien als Lehen vergeben. Dabei wurde
die Herrschaft mehrfach geteilt. 1479 kauften die Fürsten Waldemar
und Georg von Anhalt den Familien Dorstädt und Strobart die
Herrschaft ab und nahmen sie vom Erzbistum Magdeburg zu Lehen. Seit
dem 16. Jahrhundert war die Herrschaft Freckleben eine Domäne und
wurde als Burg aufgegeben.
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Luftbilder der Burg Freckleben
Fotos: Paul Bertrams aus Aschersleben
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Bei der anhaltischen Teilung im
17. Jahrhundert kam Freckleben an die Dessauer Linie. Zur Zeit der
Domänenwirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert wurden die
Wirtschaftsgebäude vielfach umgebaut und verändert. 1896 fiel die
Domäne an den preußischen Staat.
Um 1860 wurden bei der
Frecklebener Burganlage zahlreiche Brakteaten (einseitig geprägte
Münzen oder Medaillien) und Denare (doppelseitig geprägt) gefunden,
alte Quellen sprechen von 1000 Stück, die das Bildnis Albrecht des
Bären (um 1180) zeigen und alle aus Silber gewesen sein sollen.
Diese Brakteaten und Denare waren die ersten anhaltischen Münzen.
Freckleben liegt an der B180 zwischen
Aschersleben und Hettstedt. Die Außenbereiche der Burg sind
heute frei zugänglich, auch die Besteigung des Bergfrieds ist über
Leitern möglich. Die obersten zwei Etagen sind mit
Drehspindelleitern ausgestattet, die in Deutschland einmalig sind.
Öffnungszeiten:
Mo - Fr: 10:00 - 16:00 Uhr
Sa - So: nach telefonischer Vereinbarung über Tel. 034785 20288
Weitere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Freckleben
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Luftbilder der Burg Freckleben - Fotos: Paul
Bertrams aus Aschersleben
sowie Foto Brunnen Dr. D. Schünemann
(mit freundlicher Genehmigung)
Copyright
der Zeichnung und der Texte
Bernd
Sternal 2012 |