Die Große Lauenburg ist nur noch eine Ruine, aber
was für eine! Die Reste einer Burg, die vor Zeiten die Große genannt
wurde. Dabei sind es eigentlich zwei Burgruinen, die der Großen und
die der Kleinen Lauenburg, die auf Grund ihrer
politisch-strategischen Bedeutung gemeinsam zu betrachten sind. Die
Burganlage ist auf einem Bergrücken in 341 Meter Höhe über dem
Meeresspiegel gelegen, der in ostwestliche Richtung verläuft und
allseitig von steil abfallenden Berghängen umgeben ist. Eine
außergewöhnliche Deckung, die nur durch eine Bergzunge in westlicher
Richtung unterbrochen ist, welche durch die Kleine Lauenburg
gesichert wurde. Von dort gibt es eine grandiose Aussicht über den
nordöstlichen Vorharz. Friedrich Hoffmann schrieb dazu im Jahr 1836
„Versäume der Wanderer doch ja nicht, diesen lieblichen Punkt am
Unterharze zu besuchen, er wird uns Dank wissen, ihn auf denselben
aufmerksam gemacht zu haben!“
Bei klarer Sicht sind die ehrwürdigen Dome von
Quedlinburg
und
Halberstadt
zu sehen, die Burg
Regenstein und das
Schloss Blankenburg, der
Huy, das
Bodetal, die
Teufelsmauer,
der
Hakelwald
und ganz in der Ferne der Magdeburger Dom. Und am Fuße des Berges fällt der
Blick auf das Dörfchen Stecklenberg. Auch hat man einen direkten Blick auf
die weiter untern liegende Stecklenburg.
Fundierte Erkenntnisse zum Bauherrn und zur Zeit
der Errichtung der Burg gibt es nicht.
Die Große Lauenburg ist aber
nach romanischem Schema errichtet: Länglich ovale Anlage, 45 x 130
Meter, mit umlaufender Ringmauer von 2 Meter Dicke und 10 Meter
Höhe. Teile der Ringmauer sind bis zu einer Höhe von 5 Meter
erhalten, Teile des Bergfrieds bis zu 12 Metern.
Im Westen wird die Große Lauenburg von einem mächtigen Halsgraben
von 150 Meter Länge und 15 Metern Breite geschützt. Die gesamte
Burganlage wird von einem Ringgraben mit Vorwall umgeben, der eine
Länge von 220 Meter hat. Mit ihren zwei fünfeckigen Bergfrieden
nimmt die Burg eine Sonderstellung im Harzgebiet ein.
Die Kleine Lauenburg ist als Vorburg der benachbarten Großen
Lauenburg zu sehen, wobei sie eine selbständig ausgebildete Anlage
bildet. Auch sie weist einen romanischen Baustil auf. Die Burg von
45 x 50 Meter stellt ein Pendant der Oberburg Kyffhausen dar.
Kernstück der Burg ist ihr mächtiger Bergfried mit den Maßen 10,4 x
10,4 Meter, einer Mauerdicke von 2,9 Metern sowie einer
ursprünglichen Höhe von unge-fähr 30 Meter, von denen 17 Meter
erhalten sind. Der ursprüngliche Zugang war nur 60 Zentimeter breit
und in einer Höhe von 4,5 Meter über dem Erdboden.
Die Anfänge der Burganlage liegen im Ungewissen.
Erste geschichtliche Nachrichten stammen aus dem Jahr 1164 von
Pfalzgraf Albrecht zu Sommerschenburg. Die Beurkundung fällt in die
Zeit der Herrschaft Friedrich I. (Barbarossa).
Da es sich um eine Zeit höchster Zentralgewalt handelt, liegt
aufgrund der Größe der Burg die Vermutung nahe, dass es sich um eine
Reichsburg königlicher Gründung gehandelt haben kann. Das Geschlecht
der von Sommerschenburg war seit 1088 Pfalzgrafen in Sachsen sowie
seit 1133 Schirmvoigte des Quedlinburger Stifts.
Nach dem Abtreten der Burganlage im Jahr 1165 an
Heinrich den Löwen, ging die Burg 1180 in den Besitz von Barbarossa
über, der sie aber wieder an die Welfen zurückgab. Durch diese
wechselnden Besitzverhältnisse weist die Anlage sowohl staufische,
als auch welfische Züge auf. Im Jahr 1273 erwarben die Grafen von
Regenstein die Burganlage durch Kauf, was zu einem Kräftespiel
zwischen den Regensteiner Grafen und dem Bischof von Halberstadt
führte. Allein Bischof Albrecht II. soll zwischen den Jahren 1326
und 1351 neunmal vor die Lauenburg gezogen sein.
Im Jahr 1351 gelangte die Burganlage dann in
bischöfliche Hand und die Regensteiner Grafen mussten die Burg
vom Bischof zu Lehen nehmen. Seit 1479 erschien dann das Stift
Quedlinburg als Lehnsträger. Lehnsherren waren unter anderem die
Herzöge Ernst und Albrecht von Sachsen sowie ab 1740 König
Friedrich II. von Preußen. Die Burg wurde später vom preußischen
Staat auf Abbruch gekauft, wurde dann Eigentum der Stadt
Quedlinburg und ging im Jahr 1887 in den Staatsbesitz über.
Von einem edlen, aber unbekannten Sänger sind folgende Verse überliefert,
denen ich nichts hinzu zufügen habe: „Seht ihr die alte Lauenburg, hoch auf
dem Harze schimmern? Durch Wildnis geht der Weg hindurch, zu ihren wüsten
Trümmern.“
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Bernd
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