Mit dem Ende des sächsischen Königtums ging
auch die reichspolitische Bedeutung Quedlinburgs weitgehend
verloren. Dafür entwickelte sich eine Stadt mit wirtschaftlicher
Bedeutung und einem starken und selbstbewussten Bürgertum.
Besonders im 12. und 13. Jahrhundert geriet die Stadt mehrfach
zwischen die Fronten königlicher wie auch regionaler
Machtkämpfe. So wurde im Jahre 1115 das königstreue
Quedlinburg
von den Gegnern Heinrichs V. erobert. In den Jahren 1137-38
lieferten sich Staufern und Welfen erbitterte Kämpfe. Albrecht
der Bär der zum Kaiserlichen Lager gehörte, besetzte die Stadt,
wurde aber wieder vertrieben.
Im Jahre 1179 wird erstmals eine
Quedlinburger Stadtbefestigung in einer Urkunde von Papst
Alexander III. erwähnt.
Im Jahr 1208 sammelte sich ein bei
Quedlinburg ein staufisches Heer, das gegen Otto IV. vorgehen
wollte. Als die Kunde der Ermordung von König Philipp eintraf
ging das Heer auseinander. Der welfische Feldhauptmann Cäsarius
verwandelt Quedlinburg in ein Bollwerk, das im Jahr 1213 von
Kaiser Friedrich II. vergeblich belagert wurde. Der sterbende
Kaiser Otto IV. bestimmte in seinem Testament, dass die besetzte
Quedlinburger Burg geschleift und an die Äbtissin Sophie von
Brehna zurückgegeben werden sollte. Dessen ungeachtet ließ die
Äbtissin die Befestigungen bestehen und nahm Cäsarius als ihren
Schutzvogt an.
Im Jahr 1222 wird die Neustadt von
Quedlinburg erstmals erwähnt. Im Jahr 1224 erobert Graf Hoyer
II. von Falkenstein Quedlinburg und zerstört die Befestigungen
der Burg. Die Äbtissin musste ihn als Schutzvogt anerkennen und
den Quedlinburger Bürgern zugestehen, ihre Stadt weiter zu
befestigen. So wurde die Stadtmauer der Altstadt entlang der
heutigen Carl-Ritter-Straße bis zum Wassergraben am Word
geführt. Dort, an der Südostecke, errichtete man einen
gewaltigen Befestigungsturm, den Spiegelturm. Von diesem ist
heute noch das Erdgeschoss erhalten. An dieser Stelle (Wordgasse
4) errichte wohl Schutzvogt Graf Hoyer einen Hof. Im Jahre 1238
kauften die Regensteiner Grafen vom Falkensteiner die
Schutzvogtei über das Quedlinburger Stift und damit auch den
Hof. Im Jahre 1287 verkauften die Regensteiner zwei Höfe an die
Stadt, darunter wohl auch den Hof Wordgasse 4.
Später, vor 1500, gelangte der befestigte Hof
wieder in den Besitz des Stifts, den es zuvor als Lehen vergeben
hatte. Im Jahre 1566 erhielt Hans von Wulfen den Hof vom Stift
für seine Verdienste in der Schlacht von Sievershausen. In
dieser Schlacht, des zweiten Markgrafenkrieges bei Lehrte im
Jahre 1553, standen sich etwa 30.000 Soldaten gegenüber. Die
Schlacht, die etwa 4.000 Tote forderte, wurde zwischen Kurfürst
Moritz von Sachsen und Markgraf Albrecht Alcibiades von
Brandenburg-Kulmbach geführt und war eine der blutigsten
Auseinandersetzungen auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen.
Markgraf Albrecht verlor diese Schlacht und Kurfürst Moritz sein
Leben.
Obrist von Wulfen führte am Hof zahlreiche
bauliche Maßnahmen durch, zuerst errichtete er das Hauptgebäude
neu und um 1580 wurde der Südflügel erbaut. Im Jahr 1595 erbaut
der Schwiegersohn des Hans von Wulfen, Gerhard von Kneitlingen,
als Erbe des Hofes den Westflügel.
Um 1620 war der Hof im Besitz des Siegfried
von Hoym, der den Ostflügel als Kornhaus errichtete. Ab 1760
wird eine Familie Koch (Jeremias Timotheus Koch) als
Lehensnehmer des Hofes genannt. Nach der Säkularisation des
Stiftes 1803 geht auch der Hof in den Besitz der Stadt
Quedlinburg über, von der Andreas Koch im Jahr 1820 den Hof
erwirbt. Im Jahr 1852 wird Carl Rabe als Eigentümer genannt,
später geht der Hof in den Besitz der Samenzüchterfamilie
Sperling über, die ihn bis 1945 bewirtschaftete. In der DDR
begann der Verfall des Anwesens, der sich bis 2008 fortsetzte.
Im Jahre 2008 ging der Hof an neue Eigentümer über, die zusammen
mit dem Bürgerverein Quedlinburg die Sanierung eingeleitet
haben.
Der Quedlinburger Adelshof, der auch
Fleischhof oder Hoymscher Hof genannt wird, ist eine
vierflügelige Anlage mit mittelalterlichem Befestigungsturm und
einem eindrucksvollem Taubenturm auf hohem Sandsteinsockel aus
dem 18. Jahrhundert in der Mitte des Hofes.
Der Adelshof kann heute besichtigt werden,
auch eine gastronomische Einrichtung im Rittersaal ist
inzwischen entstanden. In Einzelabschnitten soll das gesamte
Objekt in den nächsten Jahren saniert werden; auch Gästezimmer
sowie ein Cafe sind geplant. Die Besitzer freuen sich über jeden
Besucher, insbesondere aber über Spenden für dieses wahrlich
beachtenswerte Vorhaben.
Diesmal stelle ich Ihnen textlich 49 Burgen und Schlösser vor, die durch
zahlreiche Rekonstruktionszeichnungen, Grundrisse, Stiche und
Illustrationen veranschaulicht werden, die diesmal allerdings von
verschiedenen Künstlern stammen. Ich habe wieder zahlreiche Archive und
Bibliotheken durchforstet um Daten, Fakten aber auch neue wissenschaftliche
Erkenntnisse zusammen zu tragen. Auch in diesen Band habe ich wieder
zahlreiche Burgen und Schlösser aufgenommen, die nicht unmittelbar der
Harzregion zugeordnet werden können, mit dieser aber geschichtlich eng
verflochten sind. Wer mehr über die Herren dieser Burgen und Schlösser -
über die Adelsgeschlechter der Harzregion - wissen möchte, dem empfehle ich
meine „Harz-Geschichte“ Band 2 und Band 3. In diesen Büchern setze ich mich
mit den geschichtlichen Persönlichkeiten und den entsprechenden Ereignissen
in der Harzregion des Früh-, Hoch- und Spätmittelalters auseinander. Dabei
spielen natürlich auch die Befestigungsanlagen immer eine Rolle. Ich wünsche
Ihnen wieder viel Freude beim Lesen; vielleicht auch beim Erkunden dieser
faszinierenden Bauwerke aus längst vergangener Zeit, die uns auch heute noch
so viele Rätsel aufgeben.
Gebundene Ausgabe:
26,99 €
180 Seiten, 1 Übersichtskarte, 13
Rekonstruktions- und 33 Grundrisszeichnungen,
14 Stiche, 29 Zeichnungen, Grafiken und Fotos
Gebundene Ausgabe:
26,99 €
180 Seiten, 1 Übersichtskarte, 13
Rekonstruktions- und 33 Grundrisszeichnungen,
14 Stiche, 29 Zeichnungen, Grafiken und Fotos
Taschenbuch:
14,99 € 136 Seiten, 1
Übersichtskarte, 13 Rekonstruktions- und 33 Grundrisszeichnungen,
11 Stiche, 29 Zeichnungen, Grafiken und
Fotos
Taschenbuch:
14,99 € 136 Seiten, 1
Übersichtskarte, 13 Rekonstruktions- und 33 Grundrisszeichnungen,
11 Stiche, 29 Zeichnungen, Grafiken und
Fotos