Sie ist eine, die keine
Geschichte geschrieben hat. Sie ist auch keine Burg mehr, nicht
einmal eine Ruine. Die Trageburg, etwa zwei Kilometer nördlich von
Trautenstein
gelegen, ist vergessen. Aber sie war einmal eine stolze, kleine
Burg, unter großen Entbehrungen erbaut, auf der Menschen lebten,
liebten und litten. Keinerlei geschichtliche Nachrichten liegen über
sie vor. Und auch in alten Urkunden wird sie nur spärlich erwähnt.
Generationen von Forschern haben versucht, Licht ins Dunkel der
Geschichte der Draburg oder Drageburg, wie sie früher hieß, zu
bringen.
Vergeblich, eine Abbildung aus
dem Jahr 1654 von Merian bleibt das einzige Zeugnis. Hoch oben über
dem Tal der Rappbode, liegt die felsige Bergnase, auf der die
Trageburg einst thronte, heute über dem Stausee der
Rappbodevorsperre. Damals hatte sie ihre Funktion. Sie diente,
mitsamt ihrer Nachbarburgen (Königsburg, Susenburg und Birkenfeld)
dem Schutz des Bodfelder Forstes und der umliegenden Bergwerke. Und
sie bot, dem im Tal vorbeiführenden alten Trogweg (auch Doringer
Stieg genannt), Schutz und Sicherheit.
Der Trogweg war der mittlere der drei großen Harzquerstraßen, welche
das nördliche Harzvorland mit dem Thüringer Gau verband. Er war Teil
jener uralten Handelsstraße, die das Mittelmeer mit der Nord- und
Ostsee verband. Da es neben dem Trogweg, im Tal der Rappbode, auch
noch eine Trogfurther Brücke gab, liegt die Vermutung nahe, das
Trageburg gleich Trogburg war.
Heute ist das Burggelände, auf
dem nur noch spärliche Mauerreste auf das Burgendasein hinweisen,
ein stiller, einsamer und romantischer Ort. Das menschliche Wirken
ist an den künstlich geschaffenen Geländestrukturen (Burgplatz,
Wälle, Gräben und Terrassen) zweifelsfrei auch heute noch
zuerkennen. Und auch der weit schweifende Blick über das Rappbodetal
mit heutigem Stausee, die zahllosen bewaldeten Bergkuppen bis zum
Brocken mit seinem kahlen Haupt, zeigen noch heute den
prädestinierten Burgenstandort.
Eine Wanderung von
Trautenstein
zur Trageburg verbindet Natur pur mit Träumereien vom Geschehen in
längst verflossenen Zeiten. Und eine alte Sage berichtet, dass
begnadete Sonntagskinder schauen können, wie sich die verstreuten
Steine wieder zu Mauern, Türmen, Toren und Hallen fügen.
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Bernd
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